
Unfassbar kreativer Schwarzweiß-Slapstick-Film, der einen ganz schön kruden Humor an den Tag legt und gegen Ende hin immer absurder wird. Fällt in die Kategorie: Geil, das sowas noch produziert wird! (oder wieder?!)


Chris hat diesen Film leider noch nicht gesehen
Max Meinung zu Hundreds of Beavers:
Ich kenne mich im Slapstick-Genre überhaupt nicht aus. Zwar wabert der Begriff seit Urzeiten in meinem Film-Hirn herum, aber bis auf lose Verknüpfungen zu “Die nackte Kanone” oder vielleicht auch “Scary Movie” habe ich damit nie wirklich Berührungspunkte gehabt. Besagte Filme finde ich tendenziell schon lustig, allerdings brauche ich immer gut eine halbe Stunde, um mich wirklich in diese Humorform “einzugrooven”. Davor finde ich die Sketche meistens eher peinlich als witzig. Sobald das Eis aber erstmal gebrochen ist und die Gags in hoher Dichte auf mich einprasseln, gebe ich meistens nach. Nennen wir es “Humorflexibilität”.
Hundreds of Beavers scheint ein Slapstick-Film zu sein. Zumindest wird er auf seiner eigenen Wikipedia-Page so klassifiziert. Und trotzdem war ich fasziniert von der Produktion, die so sehr aus der Zeit gefallen schien, dass ich ihr unbedingt einen Chance geben wollte. Also machte ich mich mit ein paar Leuten auf den Weg ins Kino und wurde nicht enttäuscht.
Hundreds of Beavers ist der Film, bei dem ich in den letzten Jahren am meisten gelacht habe. Und mich zum Lachen zu bringen, ist tendenziell eher schwierig. Ich lache, wenn die meisten nicht lachen, wegen Dingen, die scheinbar nur mein Hirn lustig findet. Kleines Beispiel: Anfangsszene von Terrifier 3? Max lacht, die meisten anderen gucken verstört – check. Bei mir geht es dabei, glaube ich, sehr viel um Kreativität und Absurdität. Zwei Dinge, die Hundreds of Beavers atmet. In jedem seiner Atemzüge. Alle 108 Minuten Spieldauer lang.
Der Film setzt die Szene mit einer kleinen Musikeinlage und ist ab dem Moment quasi ein Nonstop-Gag-Feuerwerk. Davon zünden sicher nicht alle, aber die meisten sind auf ihre krude Art und Weise ein solides Grundwerk, auf dem der Ton des Films fußt. Die Struktur ist dabei sehr simpel: Viele Dinge werden oft wiederholt, es entstehen Gags, die ähnlich wie Pattern aufgebaut sind. Die Grundstruktur ist dabei immer gleich, unterscheidet sich aber in entscheidenden Momenten voneinander, oder baut auf das auf, was der Gag zuvor etabliert hat. Klingt ganz schön theoretisch, aber ich will mich an dieser Stelle so vage halten, wie es geht.
Der Film bedient sich dabei lose der Heldenreise. Unser Protagonist möchte die Gunst des Fellverkäufers erlangen, um um die Hand dessen Tochter anhalten zu können. Das klingt simpel, hält den Film aber erstaunlich gut zusammen. Ein weiteres Grundgerüst bekommt er durch den Laden des Fellverkäufers, der nützliche Items gegen die Felle von bestimmten Tieren eintauscht. Das Ganze lehnt sich sehr an den Tropus eines Ladenprinzips in Videospielen an. Unser Protagonist kann sich immer bessere Gegenstände leisten und damit immer mehr Felle sammeln. Looten & Leveln.
Auch durch seine “Fallenroute”, die der Protagonist im Laufe des Films etabliert, spielt er auf Videospiele an. Jede dieser Stationen wird in einem bestimmten Zyklus öfters besucht und weiter ausgebaut – quasi Backtracking.
Diese Videospiel-Strukturen funktionieren in Filmen selten wirklich gut (wir denken an den Fetch-Quest, der einen großen Teil des Anfangs von Star Wars Episode 9 einnimmt). Hier fühlen sie sich aber auf seltsame Art und Weise so belohnend an, wie im benachbarten Medium.
Der Humor von Hundreds of Beavers strotzt vor Kreativität. Er spielt mit der absurden Situation, dass unser Protagonist, Massenmord an Tieren begehen muss, um mit seiner großen Liebe zusammensein zu können. So kommen zwei Bieber-Detektvie auf die Spur des Killers und verfolgen ihn. Andererseits spielt er aber auch mit dem grotesken visuellen Stil des Films. Alle größeren Tiere werden von Menschen in Kostümen gemimt, die direkt aus dem Deiters-Karnevalsshop stammen könnten. Auch dieser Umstand wird an der ein oder anderen Stelle selbstironisch referenziert. Man weiß letzten Endes, dass alles nur ein großer Quatsch ist, versteckt sich aber aber damit nicht, sondern slapt es dem Publikum förmlich ins Gesicht.
Je weiter der Film seinem Ende entgegenschreitet, desto absurder wird der Humor, der in der ein oder anderen Sequenz auch ins Splatter-Genre abdriftet, allerdings ohne Blut und Gedärme zu zeigen – zumindest in realistischen Bildern. Man sollte sich also vor dem Anschauen durchaus gefasst darauf machen, dass das hier in manchen Sequenzen schon bitterböse wird. Und damit wären wir wieder am Anfang angekommen: Grausige Ideen, kreativ umgesetzt: Max lacht.
Chris Meinung zu Hundreds of Beavers:
Chris hat diesen Film leider nicht gesehen und daher noch keine Wertung abgegeben